Strupler an der PMS
Nina Schläfli, Michèle Strähl, Ueli Fisch und Manuel Strupler liessen sich von Schülerinnen und Schülern der Pädagogischen Maturitätsschule in Kreuzlingen auf den Zahn fühlen.
«Schön, dass ihr euch überhaupt für Politik interessiert, selbst wenn ihr noch ein paar Jahre braucht, bis ihr wisst, dass die SVP die richtige Politik macht.» Nationalrat Manuel Strupler spielte mit seiner Rolle als Vertreter der vermeintlich unbeliebtesten Partei und zog damit die Lacher auf seine Seite.
Dabei hatte das Publikum aus rund 160 Schülerinnen und Schülern der Pädagogischen Maturitätsschule fair alle Podiumsteilnehmenden mit Applaus begrüsst. «Die Schülerschaft hat während der gesamten Rechtswoche zu schätzen gewusst, dass sich Experten und Expertinnen Zeit für sie nehmen», meint Lehrerin Claudia Umbricht von der Fachgruppe Geschichte – Staatskunde – Recht. Die Drittklässler setzen sich unter anderem mit Strafrecht, Cybercrime, Völkerrecht und der Rechtspraxis auseinander. Zum Abschluss hatten sie Politiker eingeladen, die bei der Gesetzgebung mitwirken wollen, die also für den Nationalrat kandidieren.
Professionelle Moderationen
Auf der Bühne im katholischen Kirchgemeindehaus sassen neben Manuel Strupler (SVP), Michèle Strähl (FDP), Nina Schläfli (SP) und Ueli Fisch (GLP). Die Schülerinnen Samira Knecht und Fabia Popp übernahmen es, Fragen unter anderem zum Klimaschutz zu stellen. Nina Schläfli nannte den Klimawandel «die grösste Herausforderung unserer Zeit». Michèle Strähl plädierte für staatliche Investitionen in Innovationen, unter anderem in neue Atomkraftwerke. Die Unternehmer hätten in der Vergangenheit bereits alles getan, um Energie zu sparen.
Strupler führte aus, dass es keine Lösung sei, Unternehmen durch hohe Energiekosten aus der Schweiz zu verdrängen und dann Produkte zu importieren, die unter schlechteren Bedingungen im Ausland hergestellt worden seien. Das Publikum freute sich insbesondere über den Schlagabtausch zwischen Fisch und Strupler, die sich auf offener Bühne konfrontierten, aber danach kollegial miteinander herumwitzelten. «Es gibt in der Klimafrage intelligente Antworten, und es gibt populistische Antworten», sagte etwa Fisch. «Und Letzteres ist die Domäne der SVP.»
Neutralitätsfrage
Die Folgen des Ukraine-Kriegs für die Schweiz waren ebenfalls Thema. «Würde es die Neutralität beschädigen, wenn andere Länder in der Schweiz produzierte Waffen weitergäben?», fragen Samira und Fabia. Strähl meinte, die Neutralität sei durch die Sanktionen schon beschnitten worden: «Diesen Trumpf haben wir aus der Hand gegeben.» Schläfli sagte, sie sei Pazifistin. «Aber Putin wird nicht aufhören. Und durch unsere Weigerung gelten wir in Europa nicht mehr als verlässlicher Partner.» Strupler stimmte insofern zu, als dass die Schweiz ihre Verhandlungsmöglichkeiten ausschöpfen müsste. Dem widersprach Fisch: «Ob Putin mit uns als Moderator verhandeln würde, ist zweifelhaft. Wir müssen Farbe bekennen: Wer Waffen produziert, muss sie liefern dürfen. Verbieten wir die Wiederausfuhr, schöpfen wir nur Gewinne ab.»
Bildungspolitik
Lovis Kaiser und Ian Kepper stellten den Kandidierenden Fragen zur Bildungspolitik, die an der PMS von besonderem Interesse ist, weil hier Pädagogik und Schulpraktika zum Lehrplan gehören. Schläfli lieferte eine ganze Agenda. Sie reicht von mehr Geld für Lehrpersonen über kleinere Klassen, die Frühförderung von Kindern mit Migrationshintergrund bis zur Abschaffung der Hausaufgaben. Strupler will das integrative Schulsystem abschaffen. «Es ist gescheitert.» Ausserdem plädiert der Gartenbauunternehmer dafür, Jugendlichen das Ergreifen einer Lehre im Handwerk schmackhaft zu machen.
Ausnahmsweise stimmt ihm Ueli Fisch in diesem Punkt zu. «Die Verbände müssen die Handwerksberufe attraktiver machen.» Und auch Strähl – selbst studierte Juristin – hieb in die gleiche Kerbe: «Nicht jeder ist zum Akademiker geeignet. Auf die Kinder wird heute zu viel Druck ausgeübt, die Matura zu machen.» Sie bat die PMS-Schüler zum Abschluss, motivierte Lehrpersonen zu werden. «Damit die Kinder gerne in die Schule gehen.» Nina Schläfli sprach im Namen all ihrer Kollegen einen breiter angelegten Wunsch aus: «Bleiben Sie Interessiert. Und wenn Sie können: Gehen Sie wählen!»